Manchmal sprechen zerstrubbelte Menschen mich an und fragen: "Haste
mal ein bisschen Kleingeld?" Dann erzählen sie ihre Geschichte. Wenn die
Geschichte gut ist, gebe ich immer etwas.
Ich musste zu einer Untersuchung. Sie haben radioaktive Flüssigkeit
in mich hineingespritzt. Danach musste ich in die Krankenhauskantine und
sollte möglichst viel, möglichst fettig essen, das ist gut für die
Radioaktivität. Anschließend wurde ich in eine Röhre gestopft. Das
dauerte Stunden. Das Krankenhaus ist riesig, viele Häuser, wie eine
Stadt. Ich ging zum Parkhaus. Mein Auto sprang nicht an. Offenbar hatte
ich vergessen, das Licht auszuschalten. Ich holte das Handy aus der
Tasche. Mein Handy sprang ebenfalls nicht an. Offenbar hatte ich
vergessen, das Handy aufzuladen. Ich war so sauer auf mich, wie ich nur
selten auf einen Menschen sauer gewesen bin.
Ich habe den Pförtner gefragt, ob ich mal telefonieren darf. Der
Pförtner sagte: Nein. Es gebe in der Haupthalle einen öffentlichen
Münzfernsprecher. So hat er sich ausgedrückt. Das Telefon funktionierte
auch mit Kreditkarten. Immer wenn ich die ADAC-Nummer eingegeben habe,
meldete sich eine Stimme auf Englisch. Sie sagte:
"Please wait for the international operator."
Operator? Vielleicht, weil es ein Krankenhaus ist. Der Operator
aber meldete sich nie. Ich wollte es mit Kleingeld versuchen. Aber ich
hatte nur einen 50-Euro-Schein. Ich ging zum Wechseln zum Kiosk. Ich
habe die billigste Zeitung gekauft, den
Kurier.
Der Kioskmann sagte, nee, für den
Kurier
nehme ich doch keinen 50-Euro-Schein. Da habe ich Säfte gekauft
für 8 Euro. Aber das Telefon weigerte sich, mich mit dem ADAC zu
verbinden, es machte immer nur tut, tut, tut. Mit Telefonzellen kenne
ich mich auch gar nicht mehr aus. Aber ich erreichte meinen Sohn. Mein
Sohn rief beim ADAC an. Er sagte, dass ich eine Panne habe und dass ich
in einem Parkhaus stehe. Die Frau vom ADAC antwortete, dass mein Sohn
mich anrufen soll, ich solle mich vor das Parkhaus stellen, der
Pannenhelfer würde nicht in dem Parkhaus nach mir suchen. Eigentlich
verständlich. Mein Sohn antwortete, dass er mich im Moment leider nicht
anrufen kann, aber da hatte die Frau schon aufgelegt.
In dem Parkhaus wurde es langsam Abend. Bald würden sie schließen.
Ich bin umhergelaufen und habe Säfte getrunken. Das war ganz schön dumm
von mir, wenn ich schlau gewesen wäre, hätte ich mit meinen Säften vorm
Parkhaus gestanden. Dann fiel mir ein, dass ich ein Taxi anhalten
könnte. Draußen. Drei Taxifahrer sagten, dass sie so was nicht machen,
Anspringhilfe. Ich soll den ADAC rufen, sagten sie. Ich bin zu dem
großen Taxistand im Wedding gelaufen und habe mir den Taxifahrer
ausgesucht, der am nettesten aussah. Für 30 Euro ist er in das Parkhaus
gefahren, und das Auto sprang, mithilfe zweier Stromkabel, wieder an.
Als ich aus dem Parkhaus hinausfahren wollte, merkte ich, dass meine
Parkkarte nicht mehr gültig war, ich hatte bezahlt, klar, aber das war
Stunden her. Ich konnte den Motor aber nicht ausschalten, dann wäre das
Auto wieder nicht angesprungen. Ich habe das Auto mit laufendem Motor
und steckendem Zündschlüssel stehen lassen und habe zu Fuß einen
Bezahlautomaten gesucht. Vor dem Automaten stelle ich fest, dass mein
Kleingeld wieder nicht reichte, alles war fürs Telefonieren
draufgegangen. Ich habe einen Mann angesprochen und habe meine
Geschichte erzählt. Ich sah sehr zerstrubbelt aus. Der Mann sagte: "Die
Geschichte klingt gut." Dann hat er für mich das Parkhaus bezahlt.
QUELLE
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